WHAT SHALL WE DO
WE HAVE NOTHING
Diese zwei unvergesslichen Sätze sprach einer der Müllsammler auf der Müllhalde am Stadtrand von Mwanza zu mir. Die Frage: „What shall we do?“ kann ich leider nicht beantworten. Sie dringt aber in mich ein und ich beginne mich – wie so oft zu fragen – „WHAT CAN I DO?“ Und die Antwort ist schon in mir, bevor ich nachzudenken beginne.
Auch, wenn ich noch nicht weiß, WIE ich helfen kann, weiß ich doch ganz gewiss: YES, I CAN – YES WE CAN. Wahrscheinlich bei unserer nächsten Projektreise.
Wir werden auch die Not mancher Müllmenschen lindern. Unsere vielen Unterstützer ermutigen mich dazu.
Dann folgten die drei eindringlichen Worte: „WE HAVE NOTHING“ – wobei die Betonung auf „NOTHING“ lag. Ich hab das in den Dörfern schon gesehen, aber noch nie hat mir das jemand so deutlich gesagt, dass ich die tiefe Realität, die in diesen Worten steckt, langsam zu spüren und zu verstehen beginne.
Was bedeutet das, NICHTS ZU HABEN?
Keine Arbeit, kein Zuhause, immer Hunger, keine Kleidung, keine Schuhe, kein Bett, kein saubers Wasser? Wie kann man „TROTZDEM JA ZUM LEBEN“ sagen (Viktor Frankl)?
Wie ist so EIN LEBEN von einer Stunde zur anderen? Wie ist DAS LEBEN der Müllsammler?
Wie ist DAS LEBEN in Hütten – errichtet aus Müll? Trotz allem Entsetzen, aller Empörung, trotz allem Gestank – LEBEN die Müllsammler in einem anderen Bewusstsein, in einer besonderen Achtsamkeit, Wachheit, Langsamkeit? Ist ihr benachteiligtes LEBEN auf der Müllhalde auf eine besondere Weise „intensiver“?
LEBEN sie m e h r IM JETZT als wir Gehetzten, Gestressten? NICHTS HABEN – und doch leben?
Fragen über Fragen tun sich mir auf. Beim unserer nächsten Reise will ich länger bleiben und das Leben einiger dieser Menschen kennen lernen.