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Geschichte 6 – Boniphace Michael

PLÖTZLICH BLIND und ARM

2019 ereignete sich beim Graben eines Brunnens für unser Projekt ein tragischer Unfall. Kurz vor Erreichen des Wasserniveaus tauchte eine harte Gesteinsschicht auf, die mit Dynamit gesprengt werden musste. Der 22jährige Boniphace Michael brachte die Sprengladung an und als er sich in 7 Meter Tiefe befand, entzündete sich – nach seinen Aussagen – das Dynamit durch das Gestein (Kohle) von selbst.

Mit vielen bleibenden Wunden und Narben überlebte er diesen schweren Unfall. Was die Ärzte im Krankenhaus aber nicht mehr retten konnten, war sein Sehvermögen.

Aus meinem Tagebuch:   

Ich besuchte ihn erstmals am 5. Okt. 2022. Der kräftige junge Mann wird von seiner Frau Bertha Busegwa in das kleine „Wohnzimmer“ gleich neben der Haustüre geführt – das sind in etwa 3 bis 4 m2 mit einer kleinen Sitzmöglichkeit. Sein ruhiges Erscheinen und seine achtsamen Bewegungen beruhigen mich. Wir begrüßen uns, reichen uns die Hände – er sprich etwas von „Mungu akubariki – Gott segne dich“ und ich merke, dass er sich sehr über meinen Besuch freut. Längst habe ich ihm in die Augen geschaut, doch da sehe ich nur weiße vernarbte Hornhaut, durch die kein Funken Licht mehr eindringen kann.

Sein Glaube gibt ihm Vertrauen und Mut zum Leben. Unterstützung für das tägliche Leben erhält er von seiner „Kirche“. Auch seine Frau Bertha kannte er aus dieser Gemeinschaft. Sie rief er nach seinem Unfall an, weil er wusste, dass sie als außergewöhnlich hilfsbereit galt und eine kranke, alte Frau „innen und außen“ pflegte und umsorgte. Viele Leute aus der Kirche und „even the priest“ ersuchten sie, diesen Mann zu unterstützen.

Als diese Frau starb, zog sie zu ihm und übernahm seine Pflege und Betreuung. Sie ist zart und hübsch, er groß und stark. Schließlich heirateten sie. Nun haben sie auch eine Tochter. Ich erlebe sie sehr harmonisch, zufrieden, gut aufeinander abgestimmt und glücklich.

Natürlich verfügen sie über keinerlei Einkommen, keine Krankenversicherung usw. Soziale Unterstützung vom Staat gibt es nicht. Sie leben von „donations“, von Gaben, die ihnen ihre vertrauten Mitmenschen bringen.

Seit meinem Besuch erhalten sie auch von uns eine monatliche Unterstützung. Da wir kein Verein sind, brauche ich nur mit meinem Herzen Rücksprache halten – und da war die Entscheidung leicht.